Wie gewöhne ich mir eigentlich eigentlich ab?

Eigentlich ist eines der Wörter, das als „unnützes“ Füllwort beim Sprechen häufig benutzt wird. Und das wir gleichzeitig oft genervt als „ich bekomme das einfach nicht los“ tolerieren. Je hartnäckiger der Versuch, sich das endlich abzugewöhnen, desto schwerer fällt es offenbar. Und eigentlich ist das ja gar nicht so schlimm. Nur wenn es einem selbst oder anderen schon auffällt und man eigentlich etwas dagegen tun will, stellt sich eben die Frage, wieso das verdammt nochmal so knifflig ist. Hier mein Tipp:

Schwer fällt es deshalb, weil das Weglassen nicht immer ein reines Weglassen ist. Der obige Satz mit den beiden eigentlich zeigt es deutlich. Weglassen führt zum Zusammensturz der Satzstruktur: „Und ist das gar nicht so schlimm.“ Sich ein einziges Wort abzugewöhnen erfordert also sowohl Konzentration aufs Auslassen als auch manchmal zusätzlich darauf, von vornherein den Satz anders zu bilden.

Wie also vorgehen, um dieses kleine Wort eigentlich beim Sprechen nicht mehr oder eben nicht mehr so häufig zu verwenden?

Der erste Schritt ist ganz leicht: Ersetzen Sie eigentlich schlicht durch an sich. Das erfordert nur ein klitzekleinwenig Konzentration und sorgt unweigerlich dafür, überhaupt selbst zu hören wann und wie oft man eigentlich eigentlich sagt.

Unser Gehirn ist unglaublich leistungsfähig und schafft es vorauszudenken. Das tun wir ohnehin bei allem, was wir sprechen. Die meisten Menschen hören sich selbst reden, bevor ein Satz die Lippen verlässt. Wir sind das nur so gewohnt, dass es uns gar nicht weiter auffällt. „Ich gehe jetzt in den Park“ macht auch schnell ein Bild im Kopf – von den Bäumen, dem Vogelgezwitscher und der Sonne auf der Haut. Selbst sich einen Kaffee einzuschenken macht das kleine schnelle Bildchen von der Hand, die die Tasse greift und das Knöpfchen drückt, kurz zuvor. Beim Sprechen funktioniert das genauso. Und das läuft alles automatisch ab. Sofort zu ändern wie man formuliert, den eigenen Sprachfluss zu verändern, das ist sehr viel leichter, wenn die Aufmerksamkeit mal wieder bewußt darauf liegt, wie wir eigentlich (< an dieser Stelle würde nun Weglassen reichen) formulieren. Wer schon einmal eine Fremdsprache gelernt hat, kennt das Gefühl jeden Satz erst in Gedanken zu formen und dann erst auszusprechen. In unserer Muttersprache kann das unser Unterbewußtsein. Sofern die Aufmerksamkeit wach genug ist und das gelingt meiner Erfahrung in dieser schrittweisen Vorgehensweise leicht.

Also: Falls Sie den inflationären Gebrauch von eigentlich eigentlich längst einschränken wollten, probieren Sie es aus. Ersetzen Sie durch an sich, vertrauen auf eigene Fähigkeiten und erreichen schnell Veränderung.

Viel Spass beim Anwenden!

Ihre Sina Kistner

P.S.: Haben Sie auch eine ganz konkrete Frage oder wünschen sich Rat zu einer persönlichen Herausforderung? Nur zu!

 

 

 

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