Die ersten Arbeitstage im neuen Job sind unglaublich wertvoll (neue Mitarbeiter = null Betriebsblindheit). Sofern wir nutzen, was da an Wert enthalten ist. Sind nicht alle froh über ein wenig „frischen Wind“ und dann wieder wenn „der/die Neue“ aufhört, so anstrengend zu sein? Holen wir uns nicht neue MitarbeiterInnen ins Boot, damit mal wieder einer so richtig Gas gibt und ist nicht gerade dieses große Engagement am Anfang irgendwann wieder vorbei? Der Mensch an sich passt sich an, spürt wieviel Offenheit möglich ist in Bezug auf Kritik am vielleicht betriebsblinden Ablauf im Unternehmen und sagt womöglich nur einen Bruchteil dessen, was ihm mit den offenen Augen des Neueinstiegs so alles auffällt.
Umgekehrt sagt man sich und anderen so schnell Betriebsblindheit nach und Unternehmen natürlich auch mangelnde Innovationskultur (Wer da übrigens mehr dagegen wissen mag, Christian Obad von LORENZO hat da tolle Ideen zu.) Die beste Situation ist natürlich, wenn ein Unternehmen grundsätzlich ein Klima hat, das nicht nur Verbesserungsvorschläge, sondern auch echte Kritik zulässt. Und wir alle wissen, dass sich das nicht einfach so mal eben verordnen lässt. Was also lässt sich schnell umsetzen, damit wir von den Ideen neuer MitarbeiterInnen wirklich profitieren und was davon lässt sich auch für den Berufsalltag ALLER nutzen? Und gleichzeitig noch unsere Kunden ein Stück glücklicher machen?
Klar, eine Kultur etablieren, in der alle immer super Ideen äußern und überhaupt erkennen. Und sind wir ehrlich: Klappt nicht immer. Schließlich ist da ja noch der Arbeitsalltag, der sich über alle guten Vorsätze legt.
Mein Tipp für den Start (und der Trick dabei ist ein anderer): Schon zu Beginn vereinbaren, dass so viel als möglich so schnell als möglich an Fragen und Anmerkungen notiert wird, von denen man normalerweise denken würde „Ach, das erschließt sich mir in ein paar Tagen eh“, was es auch tun würde. Die Tatsache aber, dass etwas einem nicht sofort und auf den ersten Blick ohne jeden Zweifel klar ist, zeigt Verbesserungspotential auf. Wir sind natürlich hier gleich mal wieder beim althergebrachten „Es gibt keine dumme Fragen“ und genau unter der Grundvoraussetzung sollten die Notizen auch gemacht werden. Die Bitte, die notwendig ist, um das ganze wirklich effizient zu gestalten ist, dass die Notizen nicht verändert werden, sondern lediglich ergänzt. Die meisten Fragen wird sich ein neuer Mitarbeiter nämlich sicherlich nach einiger Zeit selbst beantworten können und sie wären deshalb bis zu einem ersten Gespräch längst von der Liste verschwunden.
Genau diese Fragen sind allerdings wertvoll. Wie immer bin ich der Ansicht, dass ein Runterbrechen auf kleinste Teile tatsächlich viel sichtbar macht. Ähnlich der Betrachtungsweise unter einem Mikroskop. Im Großen und Ganzen funktioniert ja alles und wer weiß, vielleicht entdecken Sie schon im Februar tolle neue Ideen mit ihrer neuen Kraft im Team, die sonst nicht aufgekommen wären.
Was sich einem Fachmann nicht sofort und auf den ersten Blick erschließt, das wird ein Kunde womöglich selbst mit hübschen Erklärungstexten auf unserer Webseite oder in den Firmenbroschüren nicht verstehen. Oft sogar ohne es zu merken. Da springt einfach der Funke nicht über, obwohl das Produkt oder die Dienstleistung klasse und toll beschrieben ist. Die Betrachtungsweise einschließlich schnell aufkommender Fragen in den ersten Arbeitstagen eines neuen Mitarbeiters kann hier so hilfreich sein. Warum die Fragen aufgekommen waren, was genau der kleine Punkt an mehr Information oder klarerer Kommunikation im Produkt ist, die Fragen, das Zögern oder längeres Nachdenken zu verhindern, DARAUS lässt sich dann Stück für Stück Verbesserung anstoßen.
Wie gesagt, nichts Neues. Und nicht vergessen: Notizen im Prozess nicht verändern, sondern lediglich ergänzen. Sonst ist das Meiste an Potential verschenkt.
Viel Erfolg! Im Team und fürs Produkt!
Ihre Sina Kistner